Professor Dr. Andreas Groß leitet den Bereich Weiterbildung und Technologietransfer des Fraunhofer IFAM. Im Rahmen seiner Tätigkeit auf dem Gebiet der Qualitätssicherung für Klebtechnik ist er seit 2001 Vorsitzender der DIN/FSF-Arbeitsgruppe „DIN 6701" und der Arbeitsgruppe „Kleben und DIN 6701". Er ist außerdem Convenor der Arbeitsgruppe 52 „Adhesive Bonding" des CEN/TC 256 / SC 2 „Railway Application", Mitglied der DIN-Arbeitsgruppe für „DIN 2304" sowie Mitglied von ISO TC 11 „Kunststoffe"/Arbeitsgruppe 5 „Klebstoffe".
1. Was ist das Ziel der DIN 2304?
Ganz einfach gesagt: Die Anwendung der Klebtechnik – noch - sicherer zu machen! Wobei ich hiermit auf keinen Fall sagen will, dass das Kleben unsicher ist. Richtig angewendet, ist es eine fantastische Verbindungstechnik mit noch erheblichem Entwicklungspotenzial für das 21. Jahrhundert. Für mich wird Kleben die Verbindungstechnik Nr. 1 im 21. Jahrhundert. Wie das Schweißen im 20. Jahrhundert und das Nieten im 19. Jahrhundert. Nur, die Voraussetzung ist: „richtig angewendet". Genau dafür schreibt die DIN 2304 den „Stand der Technik" für die fachgerechte Organisation klebtechnischer Prozesse im Anwenderunternehmen fest.
2. Was meinen Sie mit „richtig angewendet"?
Nun, ich will mal lieber nicht zu weit ausholen. Nur so viel: Wie das Schweißen und auch das Nieten ist Kleben nach ISO 9001 ein sogenannter „spezieller Prozess"….
3. Und was meinen Sie mit „spezieller Prozess"?
…."spezielle Prozesse" sind Fertigungsschritte, Produkteeinheiten oder Produkte, die man zerstörungsfrei nicht einhundertprozentig prüfen kann. Ich kann also nicht verlässlich voraussagen, wie lange das Produkt hält. Eine Schweißverbindung z.B. ist ein „spezieller Prozess", eben weil es keine einhundertprozentige zerstörungsfreie Prüfmethodik gibt, die mir wissenschaftlich begründet sagt, wie lange die Schweißverbindung mit welcher Restfestigkeit hält. Und wenn das Schweißen schon ein „spezieller Prozess" ist, dann das Kleben erst recht.
4. Woran liegt das?
Ganz einfach: Die Zahl der qualitätsbeeinflussenden Faktoren ist bei der Herstellung einer Klebverbindung einfach größer als beim Schweißen. Und außerdem: Jeder qualitätsbeeinflussende Faktor beim Kleben ist sensitiver in seiner Auswirkung auf die Qualität der Verbindung. Hinzu kommt, dass die Klebstoffe, die wir einsetzen, Kunststoffe sind. Kunststoffe unterliegen Feuchtigkeitseinflüssen. Und bei Klebstoffen sind dadurch Adhäsion und Kohäsion betroffen.